Auszüge zum LesenVor dem Krieg herrschte in Kreuz Ordnung, es war sehr schön. Ich erinnere mich noch, wie ich zum Friseur ging, da sagte meine Mutter: „Ach, da gehen wir besser nach Kreuz, da ist es billiger, da schneiden wir dir für ein paar Groschen die Haare.“ Hier auf dieser Seite hatten sogar Polen Felder, hier, auf dieser Seite, in Deutschland. Denn die Netze war die Grenze, die Netze fließt direkt bei Drawsko (Drahzig), und dort auf der Brücke waren Grenzbeamte. Von der Seite war ein polnischer Grenzer, von der anderen ein polnischer. Es war nicht so, dass sie die Leute nicht durchließen. Meine Mutter konnte Deutsch, es war fast normal, dass sie rüber gingen. Mutter kaufte oft im Laden in Kreuz ein, denn bei uns in Drawsko, wie viele Läden gab es da – zwei vielleicht, und da gab es viele solcher Läden. Wenn ich mit ihr da zum Einkaufen ging, da gaben sie mir sogar ein Bonbon, weil sie wussten, dass ich mit meiner Mutter gekommen bin. Es gab sehr viele Läden. Die Polizei hatte so ein großes Haus, das steht schon nicht mehr. Es gab sehr viele Läden, verschiedene, was man auch nur brauchte, das war in diesen Läden, ich weiß noch, dass es auch so mechanische Sachen gab, Fahrräder, alles gab es. Nur im Krieg war das auf Punkte, sowohl für Polen wie auch für Deutsche. Das waren solche Punkte, jeder bekam solche Karten, und da waren dann solche Punkte – zum Beispiel für Lebensmittel habt ihr soundso viele Punkte. Wenn ihr jetzt zu schnell was nehmt, werdet ihr für später nichts haben. Wofür waren später noch – für Kleidung gab es Punkte… So ein Fahrrad, erinnere ich mich, als Vater von einem Deutschen eins kaufte, da kostete so ein Fahrrad 130 Mark, oder 120, und für einen Monat hatte Vater 30 Mark, soviel hat er verdient. Die Deutschen hatten sich um Krzyż (Kreuz) gekümmert. Nehmen wir zum Beispiel unser Flüsschen vom See. Die Deutschen ließen das Flüsschen melioriert zurück, mit Pflöcken ausgelegt, eingeschlagen. Heute gibt es keine Spur davon. Es fließt, weil es fließt. Aber man hätte sich darum kümmern müssen. Ich erinnere mich gut daran. Oft habe ich ihnen in der Stadtverwaltung davon erzählt. Sie sind ratlos, denn dafür gibt es kein Geld. Aber so kann man das nicht machen. Alle Schleusen, alles war gepflegt, wie es gehört. Der Hafen von Krzyż – was war das für ein stattlicher Hafen zu deutscher Zeit! Und was ist jetzt los? Kein Kahn kann von Drezdenko (Driesen) nach Krzyż fahren, weil die Noteć (Netze) verschlammt ist. Niemand macht das sauber. In der Noteć ragen die Tafeln noch hervor, in der Drawa (Drage) gibt es keine Tafeln mehr. 31 Kilometer von Kreuz bis zum Elektrizitätswerk standen Tafeln. Die Deutschen kümmerten sich darum und hatten dafür Geld, und wir? Für nichts gibt es was. Der Bahnhof in Krzyż ist jetzt praktisch stillgelegt, wie sieht das aus? Einst vor x Jahren war der Verkehr auf dem Bahnhof unglaublich, alles war in Betrieb. |