Aussehen der Stadt direkt nach dem Krieg

Auszüge zum Lesen

Irena Helak

Ich war hier nicht alleine, aber als die Russen nach Krzyż (Kreuz) kamen, da klauten die Leute in Krzyż (Kreuz). Ich kam damals nicht nach Krzyż (Kreuz), mein Vater ließ mich nicht gehen, ich weiß nicht, wie das war. Aber die Leute haben sehr viele Sachen von uns genommen, Nähmaschinen, haben sie wegtransportiert, verkauft, damit gehandelt. Wir sind doch irgendwo nach Drezdenko (Driesen) gefahren, um ein Brautkleid zu kaufen, daran erinnere ich mich. Sie hatten ganze Ballen zusammengetragen, Pferde hatten sie, damit schafften sie die Kleidung hin. Die aus Drawsko (Drahzig) kamen nach Krzyż (Kreuz), da haben sie die ganzen Öfen, Pumpen, alles auseinandergenommen, alles auseinandergerissen. Wenn man in die Häuser ging, war überall Unordnung und Durcheinander, denn als die Russen kamen, haben sie, wenn deutsche Bücher da waren, sofort als durcheinander geworfen.

Józefa Klijewska

Als ich ankam, war Krzyż (Kreuz) sehr zerstört. Das kam nicht durch Bomben, sondern die Russen hatten es verbrannt. Sogar hier auf dem Platz, wo jetzt die Berufsschule steht, waren Gebäude, das alles war bebaut. Genauso in der Stadt. Als wir ankamen, war hier nur Schutt. Damals war sogar schon etwas aufgeräumt, denn als wir im Herbst ankamen, und wir kamen im August, am 30. August, da war alles schon etwas aufgeräumt, war es nicht mehr so zerstört. Soweit, das hier und da Fundamente geblieben waren. Aber hier und da waren auch Gebäude. Aus den umliegenden Dörfern kamen die Menschen, nahmen die Häuser auseinander, weil sie Ziegeln brauchten. Auch wenn das Präsidium für irgendetwas Ziegeln brauchte, wenn sie ein Gebäude oder was bauen wollten, dann nahmen sie ein anderes auseinander. Das muss doch ein schönes Städtchen vor dem Krieg gewesen sein.

Delfina Surdel

Die Russen haben Krzyż (Kreuz) so zerstört, weil es germanisch war, haben alles komplett abgebrannt. Von Drawski Młyn aus war alles zu sehen, denn Drawski Młyn liegt höher als Drawsko, da ist man dahin gegangen und hat sich das angeschaut. Rauch und Feuer und mehr blieb von Krzyż (Kreuz) nicht übrig im Jahr 1945, bevor wir hierher kamen. Ja, Krzyż (Kreuz) war furchtbar zerstört, furchtbar zerstört. Dann haben sie nur Ziegel nach Warschau gebracht, weil Warschau wieder aufgebaut werden musste, die ganzen Ziegel, die ganzen Häuser wurden abgerissen und die Ziegel weggebracht.

Delfina Surdel

Ich war wohl zehn, Jahre alt, als wir nach Krzyż (Kreuz) gekommen sind, neun Jahre. Da sind wir ein bisschen auf die andere Seite gegangen und ein bisschen zum Fluss. Das haben wir uns angesehen, das war ein einziges Gemetzel. Die Stadt brannte. Bombardierungen, Schießereien ohne Ende, Feuer ohne Ende. Daran erinnere ich mich wie heute, ich war da wohl acht Jahre alt.

Walentyna Suryn

Wir fuhren in die Stadt. Wie schaut diese deutsche Stadt aus? Alles steht offen, die Geschäfte sind geöffnet, aber es gibt fast nichts mehr. Irgendwelche Nägel, Türangeln, so war das. Die Schubladen in den Geschäften geöffnet, und nur Nägel, Scharniere, irgendwelche Rahmen, alles durcheinander geworfen. Denn als die polnische Armee bereits in Krzyż (Kreuz) einmarschierte, da zogen alle aus den Dörfern, aus Pęckowo, Drawsko (Drahzig), Chełst, von überall her los, um zu plündern. Wunder gibt es nicht, sie plünderten alle Geschäfte. Für uns blieben nur noch Nägel und diese Türscharniere, Kleidung habe ich nicht gesehen, dabei gab es doch sicher verschiedene Geschäfte. Jemand rief nur: „Hej! Waschpulver, es gibt Soda zum Waschen!”. – „Wo?!“ Und er sagt: „Dort, bei der Kirche.” Also sind wir los und schauten nach, dort auf dem Hof gegenüber der Kirche gibt es in der Tat etwas. Und wir hatten schon seit langem kein Waschpulver mehr. Es war schwer, alles war dreckig, weil wir zehn Tage lang gefahren waren und weder Seife noch Pulver hatten. Wir gehen hinein und der gesamte Hof ist von Federn bedeckt: „Was zum Teufel? Wo steckt denn dieses Pulver?“ – „In dem Federnberg! Sucht nur!“ Und wir bedeckten uns ganz schön mit Federn, weil wir in dem Federnhaufen zu wühlen begannen. Und es stellte sich heraus, dass sowjetische Soldaten, die sich zurückzogen, die deutschen Federbetten zerrissen hatten und nach versteckten Schätzen suchten. Und diese Federn bedeckten den ganzen Hof. Und wir Repatrianten suchten, ganz in Federn, nach Seife. Wir suchten und fanden Säcke mit Seife und Pulver. Aber darum ging es uns eben. Wir suchen, worein könnte man das tun? Es gab Papiertüten. Und so sammelten wir sowohl die Federn – die Federn trugen wir an uns selbst – als auch die Soda und die Seife in den Tüten. Was für eine Beute das war! So zogen wir zu unserem Standort, auf dem Platz. Wer mehr Federn trug, befiederter war, der erwies sich als Held.

Tadeusz Brzeziński

Wenn es um die Stadt Krzyż (Kreuz) geht, dann war sie zu großen Teilen zerstört, aber nicht durch Kriegseinwirkung, sondern durch Banditentum. Als die erste Frontlinie durchzog, da haben sie einfach – die Russen behandelten dieses Land immer als deutsches Land, sie behandelten es nie so, als wenn das Land für die Polen sein sollte. Danach haben sie sich nicht gerichtet, dass man Ordnung lassen soll, weil das unsere Verbündeten haben werden. Das ist nicht wahr. Die Panzer hielten irgendwo auf der Höhe der Kurve hinter Brzegi (Kienwerder) an, da gaben sie zwei Panzerschüsse ab und durchschossen doch den Kirchturm. Das war nicht notwendig. Hier wurde das Stadtzentrum ausgebrannt – ich weiß nicht, wer niederbrannte, warum er niederbrannte – hier gab es keine Kämpfe, hier leisteten die Deutschen keinen Widerstand. So eine Festung war Piła (Schneidemühl), da haben sie sich verteidigt, aber hier gab es keine Kämpfe. Einfach gezielte Zerstörung. Kein Vertrag darüber, dass die Sowjetische Armee hier für Polen Ordnung zurücklassen soll, das gab’s wohl nicht, aber vielleicht war sie auf dem Papier, aber nicht beachtet. Als wir ankamen, da musste man alles von Neuem aufbauen. Vor allem – ich erinnere mich zum Beispiel, dass wir Pfadfinder uns daran machten, den Schutt wegzuräumen, denn wo hier jetzt der Johannes-Paul-II-Park ist, dort war einst der Marktplatz, und das war ein Schutthaufen, und wir haben – die Jugend – den Schutt weggeräumt, die Ziegeln wurden auf irgendeinen Platz gebracht, und es war die Rede davon, dass die Ziegel zum Wiederaufbau nach Warschau gehen. Das war so ein großes Ziel: Die ganze Gesellschaft braut ihre Hauptstadt. Das war das Schlagwort. Und später zeigte sich, dass diese Ziegel nach Drawsko (Drahzig) und woandershin zu verschiedenen Baustellen gingen, die ganze gesellschaftliche Anstrengung verloren. Der Enthusiasmus war groß, die Leute wollten viel machen, aber niemand hatte das im Griff, und später war das so mit der gesellschaftlichen Tat… Wie sagten sie das? Zinn, Zinn, eine gesellschaftliche Tat ist wie dieser Zinn. So was haben sie da gesagt, so ein Scherz war einst. Aber natürlich haben die Leute nicht den Gefallen daran verloren. Als wir den Schutt wegräumten, da waren die Ziegel vielleicht nicht für ein edles Ziel, aber es war Ordnung, man hat was gemacht.

Bazyli Komarnicki

In der Zeit, als wir hierher gekommen sind, da war der Bahnhof noch in Ordnung, wie ein normaler Bahnhof, war nicht zerstört. Und die Häuser neben dem Bahnhof waren auch nicht zerstört. Aber alles andere war zerstört und abgebrannt. Als die Russen hier geplündert haben, da wohnten die Polen schon in Krzyż (Kreuz). Und als sie plünderten und das alles raustrugen, da haben die Frauen vom Obergeschoß Wasser auf sie, die Russen, gegossen.

Zofia Golsztajn

Krzyż (Kreuz) war nicht zerstört. Hier ein paar Häuser, aber sonst war es nicht zerstört. Die Kirche stand und steht, sie haben sie nur vergrößert, da wo die andere Eisenbahnkirche ist, da stand auch alles. Da beim Bahnhof, da waren vielleicht ein paar Häuser zerstört, aber am Anfang sind wir auch nicht gefahren, weil es nichts gab, womit, und zu Fuß konnte man ja nicht alles ablaufen, aber wir wussten, dass am Bahnhof ein paar Häuser zerstört wurden.



Zdzisław Szostek

Aber in Krzyż (Kreuz) war ein Haufen Schutt, der ganze Marktplatz war Schutt. Die aus Drahzig (Drawsko), was sie dort bauten, da haben sie das halbe Dorf aus Krzyż erbaut! Alle diese Ziegeln aus dem Schutt, sie machten sie sauber und nahmen sie mit, oder kauften sie ab… Und den Schutt, den später das Präsidium vom Marktplatz abtransportierte, den brachten sie auf den Friedhof; wenn man jetzt ein Grab gräbt, ist da alles voller Schutt. Da waren so Löcher, da brachten sie das hin. Und hier, wo jetzt Grünanlagen sind, da war der Marktplatz, hier verkauften sie Schweine, Hühner, Butter auf dem Markt. In der Mitte war so ein Denkmal, dieses, was sie auf den Friedhof verlegten, von diesen Soldaten, die für Krzyż gefallen sind, das war hier in Krzyż in der Mitte. Hier war alles zerstört, es gab viel leeren Raum. Es gab viele solche, die herkamen, raubten und weiterfuhren. Deswegen habe ich drei Zimmer zum Wohnen in Krzyż bekommen.